Graues und hässliches Papier und dazu noch teuer! Am Designvorgang an sich kann man doch sowieso nichts anders machen! Nachhaltiges Grafikdesign – das passt doch nicht zusammen.
Stimmt das?
Manchmal vielleicht. Aber meistens nicht!
Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich mein erstes nachhaltiges Designprojekt abgeschlossen habe. Es war eine Kooperation für ein Notizbuch, das vollständig aus recycelten Materialien hergestellt wurde. Als ich das fertige Notizbuch in den Händen hielt und die positive Resonanz der Kunden erlebte, wurde mir klar, wie viel nachhaltiges Design bewirken kann. Diese Erfahrung hat meinen Blick auf nachhaltiges Grafikdesign völlig verändert und mich dazu inspiriert, noch mehr nachhaltige Projekte in Angriff zu nehmen.
Oder als ich das erste Mal Graspapier in den Händen hielt. Es duftete nach Sommerwiese und fühlte sich ganz anders an als herkömmliches Papier. Es wird bis zu 50% aus Frischfasern von getrocknetem Gras hergestellt. Die Struktur mit sichtbaren Faserteilen wirkt ursprünglich und ein wenig rustikal.
Wie ich Nachhaltigkeit in meiner Tätigkeit als Grafikdesignerin umsetzen kann, war mir lange selbst nicht klar. Recyclingpapier, Ökostrom, Drucker mit „Blauem Engel“, Video-Call statt Meeting, Nachfüllstifte…
Aber da geht doch mehr? Viel mehr?
Ich fing an, zu suchen.
Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr Möglichkeiten habe ich gefunden. Und umso klarer wurde mir, was ich alles besser machen kann.
Nachhaltigkeit ist auch in der Druck- und Medienbranche längst kein idealistisches Nischenthema mehr.
Auch, wenn immer noch ein bisschen mehr geht.
Warum ich nachhaltig designen möchte
Ich möchte authentisches und wirkungsvolles Brand Design mit Menschlichkeit und Nachhaltigkeit verbinden.
Ein Zitat aus der „Charta für nachhaltiges Design“ der Allianz deutscher Designer (AGD):
„Designerinnen und Designer sind in hohem Maße mitverantwortlich dafür, wie unsere Welt gestaltet wird. Design prägt, Design ist Vorbild und schafft neues Bewusstsein. Design verbraucht Ressourcen – manchmal mehr, manchmal weniger. Dem nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit der Umwelt und mit den Menschen, die noch über Generationen in dieser Welt leben können sollen, muss Design gerecht werden.“
Charta für nachhaltiges Design bei Allianz deutscher Designer (AGD). URL: https://designerwissen.allianz-deutscher-designer.de/designerwissen/charta-fuer-nachhaltiges-design/ (Abrufdatum: 05.07.2024)
Mein Ziel ist es, zu inspirieren. Ich möchte meinen Kund:innen zu helfen, beim Branding und Design ressourcenschonende Produktionsweisen und soziale Verträglichkeit im Blick zu behalten.
Was ist nachhaltiges Grafikdesign?
Zunächst mal – was ist „Nachhaltigkeit“ eigentlich genau?
Der DUDEN definiert Nachhaltigkeit so:
„1.) längere Zeit anhaltende Wirkung
2. a) forstwirtschaftliches Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann (Gebrauch: Forstwirtschaft)
2. b) Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann (Gebrauch: Ökologie)“
„Nachhaltigkeit“ auf Duden online. URL: https://www.duden.de/rechtschreibung/Nachhaltigkeit (Abrufdatum: 05.07.2024)
Nachhaltigkeit bedeutet, nicht nur wirtschaftlich zu handeln, sondern auch soziale Verantwortung zu übernehmen und bewusst mit natürlichen Ressourcen umzugehen. Auch für die Menschen, die noch nach uns auf dieser Welt leben.
Auch beim „nachhaltigen Grafikdesign“ geht es darum, vorausschauend zu denken und solidarisch und umweltbewusst zu handeln. Hier kann vor allem durch Beratung, langlebige Designs, die Auswahl von umweltverträglichen Papieren sowie Druckverfahren zur Nachhaltigkeit beigetragen werden.
Checkliste zur Inspiration
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Entwickle ein langlebiges Design: Wähle ein Design, das langlebig und von hoher Qualität ist. Gestalte Drucksachen, die lange oder mehrmals verwendet werden können.
- Print & digital: Überlege im Vorfeld, wie du die gewünschte Botschaft am besten transportieren kannst. Erfüllt das geplante Printprodukt seinen Zweck? Sind digitale Medien besser geeignet?
- Auflage: Nur soviel drucken lassen, wie benötigt wird. Wenn der Inhalt häufig geändert werden muss, wähle eine kleine Auflage und warte mit der Nachbestellung bis zur nächsten Änderung.
- Format: Wähle ein Endformat, das die Druckbögen optimal ausnutzt. DIN-Formate (z.B. DIN A4, DIN A6) sind in der Regel geeignet.
- Papiersorte & Materialien: Wähle möglichst Recyclingpapier. Verwende umweltfreundliche Materialien, die später wiederverwertet werden können.
- Farbe: Schon bei der Gestaltung kannst du Farben reduzieren. Beim Druck kannst du mineralölfreie, schadstoffarme Biofarben verwenden, die sich beim Recycling wieder herauslösen lassen.
- Veredelung: Wenn du eine Veredelung wünschst, kannst du Stanzen oder Blindprägen als umweltfreundlichere Alternativen wählen.
- Druckerei: Arbeite mit lokalen Dienstleistern zusammen. Am besten mit solchen, denen soziale Verantwortung und Umweltschutz wichtig sind.
- Nutze Vorhandenes: Alte Briefbögen eignen sich zum Beispiel gut als Notizzettel oder für interne Ausdrucke.
- Wissen teilen: Tausche dich mit anderen aus. Gib dein Wissen und deine Erfahrungen über nachhaltige Gestaltung und Druckproduktion weiter.
Ist nachhaltiges Grafikdesign teurer?
Das kommt darauf an.
Wenn das Prinzip bisher war: Schnell & Discountdruck – dann ja. Es wird vermutlich teurer mit einer nachhaltigen Alternative.
Wenn aber ein langlebiges Design erstellt wird, das hochwertig und lange nutzbar ist und gezielt eingesetzt wird, können Ressourcen und oft auch Kosten gespart werden.
Aber ist das immer nur eine Frage der Prioritäten?
Ich finde, ganz so einfach ist es nicht.
Manchmal ist die Frage nicht: Nachhaltiges oder konventionelles Design und Produktion? Sondern: Kann ich mir gerade überhaupt Design und Broschüre leisten?
Warum dann nicht einen Kompromiss finden und zum Beispiel konventionell drucken, aber auf Recyclingpapier? (Das übrigens gar nicht immer grau und hässlich ist.)
Ich finde, es zählt, dass jeder so viel tut, wie er oder sie eben gerade kann! Ohne Rechtfertigungen und schlechtes Gewissen.
Warum 100% nicht mein Ziel sind
Die eine perfekte Lösung für nachhaltiges Grafikdesign gibt es nicht.
Aber viele kleine Änderungen. Einzelne realisierbare Ziele. Auch wenn oft Kompromisse notwendig sind.
Dazu noch ein Zitat aus der „Charta für nachhaltiges Design“ der AGD:
„Wir begreifen nachhaltiges Design als Prozess. Nicht das 100%-nachhaltige Produkt steht im Vordergrund, sondern die schrittweise Verbesserung der bestehenden Produkte und Prozesse.“
Charta für nachhaltiges Design bei Allianz deutscher Designer (AGD). URL: hhttps://designerwissen.allianz-deutscher-designer.de/designerwissen/charta-fuer-nachhaltiges-design/ (Abrufdatum: 05.07.2024)
Wie man richtig nachhaltig lebt und arbeitet, weiß ich auch nicht.
Aber ich kann mich informieren. Dazulernen. Und jeden Tag versuchen, die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.
Ohne Schwarzmalerei, Rechtfertigungen und Schuldgefühle.
Dafür mit Fantasie, Offenheit und Freude am Leben!
Stell dir vor, deine nächste Kampagne ist nicht nur ein visueller Erfolg, sondern hinterlässt auch einen positiven Fußabdruck auf unserem Planeten. Klingt toll, oder? Lass uns gemeinsam herausfinden, wie das geht!
Stockfotos in diesem Blogbeitrag: Moyo Studio – www.moyo-studio.com